Ordo Fratrum Minorum Capuccinorum IT

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updated 11:54 AM UTC, Mar 20, 2024

Der Purpur, ein Zeichen dafür, Brücken des Dialogs zu bauen

Benedetta Capelli – Vatikanstadt

Mit 86 Jahren wird der Prediger des Päpstlichen Hauses beim nächsten Konsistorium am kommenden 28. November zum Kardinal ernannt: “Das ist keine Anerkennung für meine Person, sondern für das Wort Gottes”, sagt der Erwählte.

Seit 40 Jahren predigt Pater Raniero Cantalamessa OFMCap den Päpsten in den Geprägten Zeiten der Kirche wie Advent und Fastenzeit. Sein lächelndes Antlitz strahlt Ruhe aus, seine Stimme klingt sicher und ruhig; was er sagt, ist von der Einfachheit dessen geprägt, der die Heilige Schrift gut kennt und darum klar und deutlich die Liebe Gottes bezeugt. Am 23. Juni 1980 wählte ihn Johannes Paul II. zum Prediger des Päpstlichen Hauses, 15 Jahre lang war er auch im italienischen Fernsehen präsent, wenn er am Samstag das Sonntagsevangelium erklärte in der Sendung mit dem Titel “Die Gründe der Hoffnung ”, eine Art „Wort zum Sonntag“.

Im Lebenslauf des Kapuziners, der 1958 zum Priester geweiht wurde und später in Freiburg in der Schweiz den Doktorgrad in Theologie erwarb, gibt es viele Zeichen. Da ist 1969, mit Giuseppe Lazzati, die Gründung der Abteilung „Religionswissenschaft“ an der Katholischen Universität in Mailand. Da ist die Begegnung mit der “Erneuerung im Heiligen Geist”, die größte Gnade seines Lebens – wie er mehrmals beteuert hat – die sich auch auswirkte auf dem Weg zur Einheit der Christen, für die er sich seit jeher eingesetzt hat. Bedingungslos ist die Wertschätzung ihm gegenüber von Seiten der Brüder und Schwestern aller christlichen Konfessionen: zum Beispiel hat er 2015 vor der Generalsynode der anglikanischen Kirche in Gegenwart von Königin Elisabeth in der Westminister-Abtei gepredigt.

Interview: Die Predigt, die ich bekomme…

Am Sonntag hat Papst Franziskus Ihren Namen in der Liste der Kardinäle genannt. Eine Überraschung für Sie, der seit Jahren in der Einsiedelei der „Barmherzigen Liebe“ in Cittaducale, in der Provinz Rieti, wohnt und dort priesterliche Dienste versieht für eine kleine Gemeinschaft von Klausur-Schwestern?

Raniero: – Es ist offenkundig, dass es mehr als eine Anerkennung meiner Person eine Anerkennung des Wortes Gottes ist, auch mehr ein Verdienst derer, die das Wort Gottes hören, als dessen, der es verkündet. Dafür lasst uns den Herrn loben und ihm danken.

Oft werden Ihre sehr tiefen Predigten nicht nur vom Papst geschätzt, sondern auch in den sozialen Medien übertragen. Das ist doch schön in einer Welt, die Mühe hat zuzuhören …

R. – Ich muss sagen, dass ich voll Verwunderung bin, aber nicht wegen meiner Predigten, sondern für die, die sie hören. Wenn Sie bedenken, dass ein Papst wie Johannes Paul II., Benedikt und auch Franziskus die Zeit finden, um einen armen, einfachen Kapuziner anzuhören, dann ist das ein Beispiel, das sie der ganzen Kirche geben, ein Beispiel, wie sie das Wort Gottes schätzen. In gewissem Sinn halten sie mir die Predigt, nicht ich ihnen.

In der Auswahl der neuen Kardinäle spiegelt sich auch die Anerkennung der franziskanischen Familie: außer Ihnen ist da noch Pater Gambetti. Wie lesen Sie dieses Zeichen?

R. – Papst Franziskus bringt diesen Stil ein wenig in alle Dinge. Der heilige Franziskus spielt ein bisschen überall hinein, einschließlich in die letzte Enzyklika, die er geschrieben hat. Doch möchte ich der Tatsache, dass dieses Mal eine gewisse Anzahl von Franziskanern dabei ist, nicht zu viel Gewicht geben, in der Vergangenheit waren es mehr die Jesuiten. Ich denke, dass für ihn andere Faktoren wichtiger sind als die Frage, ob sie zu einem Orden gehören und zu welchem.

Was meinen Sie, welche neuen Aufgaben jetzt auf Sie zukommen werden?

R. – Ich denke, für den Moment werde ich so weitermachen, solange mir der Herr die nötige Gesundheit schenkt und der Heilige Vater es möchte. Meine hauptsächliche Aktivität, so es die Pandemie erlaubt und ich keine gegenteiligen Anweisungen bekomme, wird sein, die Adventspredigten vorzubereiten und dann zu halten. Das ist schon bald.

Sie haben gesagt, dass diese Ernennung Sie überrascht hat, mehr noch die Welle der Gratulationen von Seiten der Leader verschiedener Religionen und Bekenntnisse …

R. – Das ist wahr, ich habe viele E-Mails bekommen, auch von einigen jüdischen Freunden. Das hat mich besonders gefreut, denn eine meiner Leidenschaften war jene, die Einheit und den Dialog zu fördern, besonders die Einheit unter den Christen. Bei einer Gelegenheit wie dieser zu sehen, dass dieses Bemühen eine solche Antwort bekommt, ist ein Zeichen der Annäherung. Sie betrifft nicht meine Person, sondern ist ein Detail in der großen Anstrengung dieses Papstes Franziskus, Brücken zu schlagen.

Zum Abschluss seiner Verlesung der Liste der neuen Kardinäle hat Papst Franziskus darum gebeten, dass man für Euch beten soll. Er hat Euch aber auch um Hilfe gebeten im Dienst an der Kirche und am Volk Gottes...

R. – In der Tat ist für mich die Ernennung mehr ein Ehrentitel als eine neue Aufgabe. Es freut mich, noch näher beim Papst zu stehen und ihn zu unterstützen mit dem Gebet und dem Wort Gottes.

Gibt es eine besondere Person oder einen Moment in Ihrem Leben als Ordensmann, der Ihnen in den Sinn gekommen ist, als Sie Ihren Namen beim Angelus hörten?

R. – Gewiss. Eine Gestalt, die in meinem Leben eine große Bedeutung gehabt hat, ist Pater Pascal Rywalski, der gerade Generalminister war, als der Herr mich rief, das Lehren an der Universität zu verlassen, um mich der Predigt zu widmen. Ihm und seiner Unterscheidungsgabe verdanke ich diesen meinen Entscheid, der mich dann nach und nach dazu gebracht hat, Prediger des Päpstlichen Hauses zu werden, auch durch die Welt zu reisen und Exerzitien zu geben wie zum Beispiel im vergangenen Jahr den Bischöfen der Vereinigten Staaten. Er war mein geistlicher Vater, der in jenem besonderen Moment einer Wende in meinem Leben eine besondere Rolle gespielt hat.

Vaticannews.va

Letzte Änderung am Donnerstag, 05 November 2020 10:42