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Abschluss des 85. Generalkapitels des Ordens in Rom

Die Kapuziner haben ihre neue Leitung gewählt

Rom. Seit wenigen Tagen haben die Kapuziner eine neue Leitung. Sie wird für die nächsten drei Jahre den Orden anführen. Gewählt wurde die neue Leitung auf dem 85. Generalkapitel in Rom. Es fand  vom 27. August bis 15. September des laufenden Jahres im Internationalen Kolleg „San Lorenzo da Brindisi“ statt.

Br. Roberto Genuin, 57 Jahre, aus Venezia, Doktor beider Rechte und mehrmals Provinzialminister wurde zum 73. Generalminister des Kapuzinerordens gewählt. In diesem Jahrtausend ist er der dritte Generalminister (nach John Corriveau und Mauro Jöhri); wie Br. Flavio Roberto Carrara (Generalminister von 1982 - 1994) stammt er aus Venetien.

Ihm zur Seite steht der Generalrat, zusammengesetzt aus 10 Brüdern, zu verschiedenen geographischen Gebieten gehören und den ganzen Orden vertreten. Fra José Angel Torres Rivera aus der Kustodie Porto Rico, als einer der zehn Generalräte wurde er zum Generalvikar gewählt; die anderen sind: Carlos Silva (Brasilien), Celestino Arias (USA), Francesco Neri (Italien), John Baptist Palliparambil (Kerala), Kilian Ngitir (Kamerun), Norbert Auberlin Solondrazana (Madagaskar), Pio Murat (Frankreich), Piotr Stasinski (Polen) und Victorius Dwiardy (Indonesien).

Das Kapitel zählte 188 Teilnehmer aus 106 Ländern; dazu kamen gut 50 Mitbrüder, die den Stab des Kapitels bildeten. Die Teilnehmer kamen aus: Europa (69), Asien {43), Afrika (27), Südamerika (33), Nordamerika (13) und den Ozeanien (3); Delegierte der Konferenzen waren es 13, Dolmetscher und Übersetzer 18. Es gab acht Kapitelsprachen: italienisch, englisch, spanisch, französisch, portugiesisch, polnisch, deutsch, indonesisch. 3 dem Sekretariat zugeordnete Brüder, 3 Protokollführer, 4 mit der Liturgie beauftragte, 3 für die Kommunikation zuständige und einige, die sich mit technischen Aufgaben beschäftigten.

Mit einer Eucharistiefeier in der grossen, schönen Kapelle des Collegio begannen am 27. August 2018 die Arbeiten des Kapitels. Die Priester Kapitulare konzelebrierten; der Kapuziner Br. Andrés Stanovnik, Erzbischof von  Corrientes in  Argentinien, stand der Feier vor. In seiner Homilie erinnerte der Bischof die Kapitulare daran, dass „die zentrale Achse, um die sich das Herz der Brüder bewegen sollte“, wie der hl. Franziskus in der nichtbullierten Regel schreibt, „sich um die Dinge kümmert, denen es um Gott geht“. Es geht um die Dinge, die die Brüder dazu bewegen, „in der Welt das evangelische Leben in Wahrheit, Einfachheit und Freude zu leben“ (Konst 147,2). Br.  Andrés schloss seine Homilie mit den Worten, dass der Schlüssel unserer Lebensform in der Welt und in der Kirche heute die Barmherzigkeit sei. „Es geht um die Barmherzigkeit, die wir erfahren haben, als der Herr uns wie zu seiner Zeit dem Franziskus gegeben hat, ein Leben der Busse zu beginnen, uns unter die Aussätzigen zu begeben, ihnen Barmherzigkeit zu erweisen, nicht als Pflicht, sondern als etwas, das geschuldet ist und dessen Preis wir nie werden bezahlen können, denn wir selber sind solche, die eingeholt sind vom unendlichen Erbarmen des Vaters.

Der wichtige erste Schritt eines jeden Kapitels besteht darin, den Bericht des abtretenden Generalministers anzuhören; er berichtet über den Stand und die Aktivitäten des Ordens im vergangenen Sexennium. Br. Mauro Jöhri, der abtretenden Generalminister, hat seinen Bericht in zwölf Punkte aufgeteilt und das Bild des Lebens des Ordens mit Bezug auf den VIII. Plenarrat vom Jahr 2015 gezeichnet.. Er hielt fest,dass die „Vereinigung mit Gott die erste Aufgabe der Brüder ausmacht“. Deshalb lud er dazu ein, sich zu fragen, „wie es steht mit dem „Primat des Gebetslebens“.

Br. Mauro sprach dann von den Veränderungen und Entwicklungen, die sich in den letzten Jahren im Orden angebahnt haben. Er legte statistische Daten dar und trug diese teilweise auch vor. Er legte Statistiken vor, denen er auch einen seiner Briefe gewidmet hatte. Ende 2017 zählte der Orden 10.127 Brüder. Das waren 237 Brüder weniger als vor sechs Jahren., also 1912 waren es noch 10.364. Die Verringerung der Zahl der Brüder hat verschiedene Gründe: Todesfälle, Verlassen des Ordens, Wechsel zum Weltklerus, Entlassungen usw. Überraschend ist die hohe Zahl der Brüder in Ausbildung, vor allem in Asien (+ 381) und in Afrika (+ 138). In diesen Gebieten scheint der Orden Zukunft zu haben. Unverändert ist die Situation in Mittel- und Osteuropa (+ 32). Ein Rückgang ist vor allem in Westeuropa und den beiden Amerika zu verzeichnen. Für den aktuellen Stand sind die italienischen Kapuziner noch immer mit 1855 Brüdern die grösste Gruppe, gefolgt von Indien mit 1792 Brüdern.

Zum Orden gehören zahlreiche Bischöfe. 15 von ihnen aus allen Teilen der Welt wurden im letzten Sexennium ernannt. 17 haben aus Altersgründen resigniert, 12 sind verstorben.

In den letzten Jahren wurden einige Brüder selig- oder heiliggesprochen. Es sind dies: Seliger Thomas vonOlera (2013), Seliger Andrea Palazuelo und 32 Gefährten und Märtyrer (2013),Seliger Federico von Berga und 36 Gefährten  und Märtyrer (2015), Seliger Arsenio von Trigolo (2017), Heiliger Angelo von Acri (2017) und Seliger Solanus Casey (2017).

Der weitausholende Bericht des Generalministers berührte zahlreiche weitere Punkte: die Leitung und Animation des Ordens, die Generalkurie, die kulturellen Institutionen, die vom Generalminister abhängigen Häuser und der Weg der franziskanischen Familie.

Am dritten Tag des Kapitels legte der Generalökonom des Ordens, Br. Alejandro José Nuñes Ennabe, den Wirtschaftsbericht vor. Die Wirtschaft des  Ordens, sagte er zu Beginn, müsse gekennzeichnet sein durch Transparenz und Mitverantwortung aller Brüder, wenn es darum geht, die Güter des Ordens zu verwalten. Mit Hilfe von graphischen Karten und Tabellen erklärte er mit grosser Klarheit die aktuelle wirtschaftliche Lage des Ordens. Der warme Applaus der Kapitulare am Schluss unterstrich die Korrektheit des Berichts  und die Zustimmung zur geleisteten Arbeit des Berichterstatters.

Am selben Tag stand der Eucharistie  Bischof José Rodriguez Carballo vor. Er ist Sekretär der Kongregation für die Institute gottgeweihten Lebens und der Gemeinschaften apostolischen Lebens. In seiner Homilie ging er aus von den beiden Lesungen am Fest des Martyriums des Johannes des Täufers; er betonte folgende drei Punkte: Wahrheit, Prophetie und Hoffnung. Wahrheit, der Johannes in seiner Verkündigung immer gedient hatte, mutig und ohne Menschenfurcht, und vor allem dann, als Herodes sein Schicksal besiegelte. Die Prophetie, für die der Vorläufer Jesu Zeugnis ablegte, mit seinem Leben und nicht nur mit seinen Worten auch nicht mit ideologischem Geschwätz. Die Hoffnung, die die Verkündigung Jesu immer begleiten muss; ein Evangelium der Freude, ohne sich vom Pessimismus und von fatalistischem Realismus überwältigen zu lassen. Wahrheit, Prophetie und Hoffnung müssen auch die Arbeit des Kapitel begleiten und sie tun es, wenn wir uns voll Vertrauen und hörbereit vom Geiste führen lassen.

Zwei Tage später überbrachte der Präfekt der Kongregation für die Institute des gottgeweihten Lebens und für die Gesellschaftern apostolischen Lebens, Kardinal João Braz de Aviz,71 Jahre, Brasilianer, seine besten Grüsse und stand der Eucharistie vor: „Das gottgeweihte Leben - mahnte der Prälat - nimmt einen wichtigen Platz ein. Gott hat dem Geist erlaubt, zur Kirche auch durch die  Vielfalt der Charismen zu sprechen. Dieser Weg in der Kirche wird für immer bleiben. Das Charisma kommt nicht von den Menschen, es stammt von Gott. Gott allein weiss, wie lange er bei seiner Kirche bleiben wird. Das franziskanische Charisma nimmt nicht ab, sondern es wächst und vervielfältigt sich in anderen Charismen. Dies ist für die Kirche ein grosses Geschenk.“

Nach der Wahl des neuen Generalministers (3. September) und seines Rates fand die Wallfahrt nach Assisi statt. Am Grab des Seraphischen Vaters hat das Kapitel gebetet und dafür gedankt, dass sein Licht den Orden weiterhin erleuchtet und führt.

Am 14. September begaben sich die Kapitulare zu Papst Franziskus. Der abtretende Generalminister, Br. Mauro Jöhri, stellte dem Papst seinen Nachfolger, Br. Roberto Genuin, vor. Dieser richtete an den Papst ein kurzes Grusswort, worauf der Papst einige spontane Worte an ihn richtete. Er erinnerte daran, dass die Brüder Kapuziner immer Brüder des Volkes gewesen sind, dass sie diesem auch in den täglichen Mühseligkeiten nahe sind; dem Volk sollen sie immer in Schlichtheit nahe bleiben; sie sollen die Nähe zu den Armen und Leidenden suchen, wie Pater Christophorus in den „Promessi sposi“, wie die Kapuziner, die er kürzlich in Irland in Dublin getroffen habe; die Kapuziner müssen Apostel des Beichtstuhls und der Versöhnung sein; sie müssen Männer des Gebetes sein, eines einfachen und frohen Gebetes, und inmitten der Menschen Bauleute des Friedens. Am Schluss erteilte er den apostolischen Segen und begrüsste einzeln jeden Bruder. Die Worte des Papstes können wir verstehen als Botschaft und Auftrag der Kirche an die Teilnehmer des Kapitels.

Die Arbeiten des Kapitels kamen am Abend des 15. Septembers zu ihrem Abschluss. Es war der Tag des Festes der Schmerzensreichen Mutter Maria. Nach dem vorgesehenen Ablauf des Kapitels hätte es erst am 16. September beendet werden sollen. Auf Grund der zügigen Arbeitsweise des Kapitels, auch wegen der Benützung des Tablets für die Abstimmungen im Plenum, konnte der Abschluss vorgezogen werden. Der Morgen dieses letzten Tages war angefüllt mit den Abstimmungen über die von den Kommissionen vorbereiteten Texte. Nach den Interventionen der Sekretäre der Coeten, die in Zusammenfassungen vortrugen, was in den Coeten besprochen worden war, ging man über zur Vorstellung einiger Motionen, die dem Kapitel vorgelegt werden mussten. Die Motionen betrafen die Abänderungen, die am Statut der Generalkurie anzubringen waren, die brüderliche Zusammenarbeit und die Solidarität unter den Zirkumskriptionen. Allen Änderungen wurden mit grosser Mehrheit zugestimmt.

Letzter Akt des Kapitels war am Abend die eucharistische Konzelebration unter dem Vorsitz des Generalministers, Br. Roberto Genuin; er war umgeben von allen Mitgliedern des Generalrats. Der Gottesdienst wurde in verschiedenen Sprachen gefeiert und war belebt von Gesängen verschiedener Herkunft: brasilianisch, französisch, kiswahili, indonesisch, spanisch usw. In seiner Homilie nahm der Generalminister Bezug auf den denkwürdigen Brief seines Vorgängers “Die Flamme des Charismas neu beleben“. Über den ganzen Orden  hat er den Beistand der Jungfrau Maria herabgerufen. Nach der Homilie waren alle Kapitularen eingeladen, die Profess zu erneuern, sich von neuem zu verpflichten, Gehorsam, Armut und Keuschheit zu leben. Zum Abschluss wurde das „Grosser Gott, wir loben dich“ gesungen, dem Herrn mit diesem Lied gedankt, dass er uns im Ablauf des Kapitels mit seiner Gnade begleitet hat. Zur grösseren Ehre Gottes.

Br. Tarzisius Mascia OFMCap

Letzte Änderung am Mittwoch, 10 Oktober 2018 15:40
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