Der Papst trifft sich mit den franziskanischen Ordensoberen

Es war ein Gespräch von ungefähr 35 Minuten. Unter anderem sprach man über das Drama in Syrien, über die Einheit der franziskanischen Familie und die Rolle der Laien in den franziskanischen Gemeinschaften.

Als der Papst die vier Ordensgeneräle der Franziskaner empfing, war er   beschäftigt mit den Gedanken an die Opfer des doppelten Attentats, das sich am Vortag gegen die Kopten Ägyptens gerichtet hatte. Br. Marco Tosca, Generalminister der Konventualen, sagte in Radio Vatikan: „Der Papst ist gut informiert, aber er hält mit grosser Entschlossenheit an seiner Reise nach Ägypten fest. „Der Papst lässt sich von dem, was geschehen ist, nicht zurückhalten. Mit grosser Entschlossenheit und Überzeugung wird er nach Ägypten reisen und dort die Menschen bestärken und beitragen zum Dialog und zur Gemeinsamkeit des christlichen Lebens“. Gerade heute hat Kardinal Koch, der Präsident des Päpstlichen Rats für die Einheit der Christen, die Reise in das nordafrikanische Land angetreten. „um das Terrain und die  Reden, die gehalten werden, vorzubereiten.

Ausser dem Drama in Ägypten kam die Sprache auch auf die dramatische Situation der Bevölkerung in Syrien. Die Lage ist hier nach dem Angriff mit chemischen Waffen auf Idlib und dem Raketenangriff von Seiten der USA auf die syrische Basis von Sharat in der Provinz Homs besonders dramatisch. Br. Michael Perry, Generalminister der Franziskaner, ist vor kurz aus diesem gemarterten Land zurückgekehrt. Er erklärte am vatikanischen Sender: „Ich habe Syrien besucht und bin vor zwei Tage zurückgekommen. Ich habe Aleppo, Damaskus und Latakia besucht.Ich habe mich mit den Franziskaner getroffen, die dort bei den Christen geblieben sind. Alle wollten Papst Franziskus danken, dass er ihrer kritischen Situation mit grosser Aufmerksamkeit begegnet und ihnen kürzlich auch Geld geschickt hat; für dieses Geld gibt es bereits einen Verteilschlüssel, der Christen und Muslime in gleicher Weise berücksichtigt“. Und Br. Michael Perry fügt hinzu: „Papst Franziskus hat uns darum gebeten, dass wir diese zerstörerischen Situationen mit unserem Gebet begleiten“.

„Br. Mauro Jöhri, der Generalminister des Ordens der Minderen Brüder Kapuziner hielt fest: „Als Br. Michael uns Photographien und einen kleinen Film von Aleppo zeigte, habe ich auf dem Gesicht des Papstes gesehen, wie die Emotionen ihn ergriffen, mit denen er am Leiden dieser Menschen teilnimmt. Gleichzeitig war auch seine Freude an diesen Menschen zu erkennen, die an ihn denken und ihm für seine Gaben danken.

Im Lauf des Gesprächs wollte der Papst wissen, was die verschiedenen Ordenszweige der Franziskaner unternehmen, um nur eine Ordensfamilie zu bilden. Bereits am 4. Oktober 2013 - bei seinem ersten Besuch in Assisi - war Papst Bergoglio mit den Generalministern zusammen getroffen. Nach einem kurzen Scherz: „Gibt es jetzt auch eine franziskanische ökumenische Bewegung!“ ermahnte er uns, unsere Einheit zu wahren. Der Weg zur Einheit geht durch verschiedene Projekte vorwärts. Man kann beginnen mit der franziskanischen Universität in Rom und als ihre Träger die Franziskaner, Kapuziner, Konventualen und den Dritten Orden sehen. Dann gibt es andere Projekte für die Fraternität im Heiligen Land und an anderen Orten. Br. Michael Perry erklärt: „Wir Generalminister sprechen mehrmals im Jahr miteinander. Wir wollen damit die Dimension der Einheit unter uns stärken. Wir haben darüber hinaus auch gesprochen, wie wichtig es wäre, den Laienbrüder zu erlauben, die Rolle des Oberen zu übernehmen“.

Mit anderen Worten: Es geht darum, dass ein Laienbruder Guardian einer örtlichen Gemeinschaft werden kann, oder auch Provinzialminister und Generalminister und Generalvikar, d.h. alle Rollen im Dienst der Gemeinschaft“. Der Papst hat uns ermutigt, dieses Projekt vorwärts zu bringen. „Wir haben einen Brief übergeben mit einer formellen Bitte um eine Dispens, um einen Gnadenerweis für uns franziskanische Brüder“. So formuliert es der Generalminister der Franziskaner. Er berichtet auch davon, dass dem Papst die Bitte vorgelegt wurde für eine Begegnung der Brüder mit ihm am kommenden 29. November. Auf dieses Datum fällt das Jubiläum der Approbation der Regel und die Erinnerung an die Bulle „Ite vos“, die die Einheit besiegelt hat, dann aber auch die Trennung. Br. Michael Perry formuliert das Anliegen folgendermassen: „Wir wollen uns an dieses Ereignis erinnern, indem wir den umgekehrten Weg gehen: Wir machen uns auf den Weg zur Einheit. Es ist die Linie, die der Papst selber von uns verlangt, dass wir nämlich auf die Einheit hinarbeiten, den Dialog und die Gemeinschaft pflegen“.

La Stampa – Il Papa incontra i superiori francescani

Foto – L’Osservatore Romano