Ordo Fratrum Minorum Capuccinorum IT

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updated 11:54 AM UTC, Mar 20, 2024

Die Vergebung ist eine Zärtlichkeit von Gott her

In der Liturgie von heute gibt es zwei Haltungen: die Haltung der Grösse vor Gott, die sich durch Demut auszeichnet - der König Salomon - und eine andere Haltung der Enge, die Jesus selber beschreibt. So verhalten sich die Lehrer des Gesetzes: Alles musste genau sein, sie schoben das Gesetz beiseite und folgten ihren kleinen Überlieferungen.

Eure Kapuzinertradition ist eine Tradition des Vergebens. Unter euch gibt es so viele gute Beichtväter. Das verhält sich so, weil sie sich als Sünder fühlen - wie unser Bruder Christophorus. Denn sie wissen, dass sie grosse Sünder sind, und vor der Grösse Gottes bitten sie in einem fort: „Höre, Herr, und vergib!" Und warum beten sie in dieser Weise? Sie verstehen es zu vergeben. Wenn aber Menschen vergessen, dass sie auf Vergebung angewiesen sind, dann vergessen sie nach und nach auch Gott, dann vergessen sie um Vergebung zu bitten und können selber nicht vergeben. Der Demütige, der sich als Sünder weiss, ist im Beichtstuhl einer, der grosszügig vergibt. Die anderen, wie diese Gesetzeslehrer, die sich als rein und als Meister vorkommen, können nichts anderes als verurteilen. Ich spreche zu euch wie euer Bruder und mit euch meine ich alle Beichtväter, besonders in diesem Jahr der Barmherzigkeit. Der Beichtstuhl ist da, damit vergeben wird. Falls du die Absolution nicht geben kannst - ich nehme das einmal an - dann bitte nicht dreinschlagen! Wer in den Beichtstuhl kommt, der sucht Bestärkung, Vergebung, den Frieden im Herzen. Er soll in euch einen Vater finden, der ihn umarmt und sagt: „Gott will dir nur Gutes!". Das soll der Beichtvater ihn spüren lassen.

Ich sage es nicht gern, wie viele Leute - und ich glaube die Meisten von uns könnten das bestätigen, sagen: „Ich gehe nie beichten, denn die Beichtväter stellen da ihre Fragen oder sie haben mir das oder jenes angetan...". Bitte! Ihr Kapuziner, euch ist dieses besondere Geschenk des Herrn übergeben: Vergeben. Und ich bitte euch: werdet nicht müde zu vergeben. Ich denke an einen Oberen in einer Diözese - einen Guardian, einen Provinzial - der nach Beendigung seines Oberenamtes mit siebzig Jahren an einen Wallfahrtsort versetzt wurde, um dort Beichte zu hören. Vor seinem Beichtstuhl war stets eine lange Reihe von Beichtenden: Priester, Gläubige, Reiche und Arme, einfach alle. Er war einer, der grosszügig vergeben konnte. Er fand immer einen Weg, dass er vergeben konnte, zumindest den Beichtenden mit einer Umarmung zu entlassen. Ich bin ihm einmal begegnet und da sagte er mir: „"Hör, du bist Bischof und du kannst es mir sagen: Ich glaube, dass ich sündige, weil ich zu viel vergebe. Darum habe ich Skrupeln. „Und warum", fragte ich. „Ich weiss nicht, immer finde ich einen Weg zu vergeben". „Und was machst du dann, wenn du dich so fühlst?" „Ich gehe in die Kapelle, vor den Tabernakel, und ich sage: „Herr, entschuldige mich, verzeih mir, ich glaube, dass ich heute zu viel vergeben habe. Aber du, Herr, bist mir mit dem schlechten Beispiel vorangegangen!"

Seid Männer der Vergebung, der Versöhnung, des Friedens. Im Leben gibt es so viele Sprachen. Die Sprache des Wortes, aber auch die Sprachen der Gesten. Wenn jemand im Beichtstuhl zu mir kommt, dann weil ihn etwas belastet und er von seiner Last befreit werden möchte. Vielleicht weiss der Betreffende nicht, wie er sich ausdrücken soll, aber die Geste ist eindeutig: Weil er sich ändern möchte, weil er eine andere Person werden möchte, darum drückt er es aus mit der Geste des Herankommens. Es ist nicht nötig, dass man ihm Fragen stellt: aber du, ... Und wenn jemand kommt, dann ist es darum, weil er es in seinem Herzen nicht mehr tun möchte. Aber sehr oft können Menschen sich nicht ändern, weil ihre psychische Struktur, ihr Leben und ihre Situation es nicht zulassen. Zu Unmöglichem ist niemand verpflichtet. Ein weites Herz, die Vergebung ... Die Vergebung ist ein Same, ist eine Zärtlichkeit von Gott her. Habt Vertrauen in die Vergebung Gottes! Fallt nicht in den Pelagianismus: du musst das und das und noch mehr tun... Ihr besitzt das Charisma des Beichthörens! Besinnt euch immer wieder darauf! Seid solche, die grosszügig Vergebung spenden. Wer nicht vergeben kann, endet wie die Lehrer im Evangelium: Sie werden zu solchen, die nur noch verurteilen können. Und wer ist der grosse Ankläger in der Heiligen Schrift? Der Teufel. Entweder stehst du im Dienste Jesu, der vergibt, oder du machst dir die Sache des Teufels zu eigen; er klagt an und verdammt. Ich weiss nicht, es macht mir Mühe es euch zu sagen. Aber ich sage es euch und allen Priestern, die Beichte hören. Sagt nicht: Ich feiere die Messe, ich halte den Boden sauber, ich tue anderes, aber ich höre nicht Beichte, weil ich das nicht gut kann. Dann bittet Gott um seine Gnade. Eine Gnade, die ich für einen jeden von euch erbitte, für euch alle, für alle Beichtväter, und auch für mich.

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Letzte Änderung am Mittwoch, 10 Februar 2016 10:11