Ordo Fratrum Minorum Capuccinorum IT

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updated 9:58 AM UTC, Apr 24, 2024

Brief von Papst Franziskus an den Generalminister

Lettera del Papa Francesco

Lieber Pater Mauro,

ich bin sehr zufrieden, dass ich dir und den Brüdern der franzisanischen Familie kürzlich begegnen konnte. Ich bin dir dankbar für deine Geburtstagsgrüsse; du hast sie mit einem Geschenk an die Caritas begleitet; ich habe dein Geschenk sofort beiseite gelegt und es für Brüder und Schwestern, die gezeichnet sind von Leiden und Ausgrenzung, reserviert. Weihnachten weckt in uns das Verlangen, durch den Dienst an den Ärmsten der Armen den Durst nach der Liebe Jesu zu stillen. So lehrt uns der Heilige Franziskus dort, wo er das Geheimnis der Liebe, die nicht geliebt wird, betrachtet.

Während ich auf deinen Brief antworte, richte ich meinen Blick auf die Krippe und denke an den Weg, der euch zum Generalkapitel führen wird: er ist gekennzeichnet von der gemeinsamen Reflexion auf die Ratio Formationis Ordinis. Wenn ich auf die Kleinheit des Kindes Jesu schaue, betrachte ich seinen  Gehorsam und in meinem Herzen klingen die Worte des Paulus an die Philipper: „Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht. Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott  gleich zu sein, sondern er entäusserte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuze“ (2,5-8).

In den Konstitutionen der Gesellschaft Jesu kann man lesen: „Der wahre Gehorsam schaut nicht darauf, wem er geleistet wird, sondern er fragt nach dem Wofür. Man leistet ihn allein für unseren Schöpfer und Herrn. Genau ihm, dem Herrn von allen, leistet man ihn“ (84). Der Heilige Ignatius leitet ihn her von einem Gedanken, der in der Legenda maior über den Heiligen Franziskus vom Heiligen Bonaventura so  formuliert wird: „… der wahre Gehorsame ist der, der nicht darüber urteilt, warum er versetzt wird; er ist nicht besorgt wegen des Ortes, wohin er geschickt wird; er besteht auch nicht darauf versetzt zu werden; wenn er für ein Amt gewählt wird, soll er die gewohnte Demut bewahren; je mehr er geehrt wird, desto mehr halte er sich für unwürdig“ (vgl. VI,4).

Das gottgeweihte Leben ist euch Franziskanern dankbar für dieses Charisma. Es kommt zum Ausdruck  im Gehorsam sine glossa dem Evangelium gegenüber und rührt an das Geheimnis der Menschheit Jesu in seiner Milde und hilft, in Armut und Demut und Freude die Brüderlichkeit, die die Welt verwandelt, zu leben. Die Minoritas möchte so zum Kompass werden, der dem  Weg, den ihr geht, die gute Richtung weist. Es gibt keine Armut ohne Gehorsam, geschweige denn ohne Demut und Keuschheit. Der Gehorsam bestimmt uns dazu, aus uns selber heraustreten und die authentische evangelische Freiheit zu leben. Das ist prophetisches Reden gegen die Keime der Anarchie, die der Teufel in unserer Zeit mit vollen Händen aussät.

Ich wünsche dir und der ganzen franziskanischen Brüdergemeinschaft. dass ihr vom Geheimnis der Geburt Jesu ergriffen werdet, so wie die Hirten es begriffen haben, in jener Nacht, als sie kamen und „ohne Verzug“ (vgl. Lk 2,16) den Herrn anbeteten.

Ich segne euch von Herzen; bitte, betet für mich.

Franciscus

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Letzte Änderung am Donnerstag, 15 März 2018 10:15